Ecuador: Wo es Erdöl gibt, gibt es keine Menschenrechte

Im Osten von Ecuador liegt ein Paradies, dass die ecuadorianische Regierung zerstören will: Das Amazonasgebiet soll nach und nach für Ölförderungen freigegeben werden. Diesmal trifft es voraussichtlich Campo Armadillo, auch als Block 55 bekannt. In dem Gebiet, das im Waorani-Territorium liegt, befinden sich unter anderem auch Indigene der Tagaeri-Taromenane, die freiwillig in Abgeschiedenheit leben. Ihre Existenz ist gefährdet. Eduardo Pichilingue von der Nichtregierungsorganisation CDES aus Ecuador hat auf Spanisch einen Aufruf gestartet, um Campo Armadillo zu retten. Christina Korak, Menschenrechtsaktivistin aus Graz, hat ihn übersetzt.

Foto: Flickr/Sara y Tzunki (Cecilia e Francesco)

ACHTUNG, WIR WERDEN HIER VIEL DRUCK MACHEN MÜSSEN!!

Die Lizenzvergabe für die Erdölförderung im Block 55 steht kurz bevor. Der Block ist auch als Campo Armadillo (Armadillo-Camp) bekannt und ist Teil des Yasuní-Biosphärenreservates; er liegt zwar außerhalb des Nationalparks, aber im Territorium der Waorani.  Es handelt sich hierbei um ein nur Camp von geringer Bedeutung mit minimalen Erdölvorkommen. Gleichzeitig gibt es in dieser Gegend die meisten Beweise für die Existenz von in freiwilliger Abgeschiedenheit lebenden Indigenen. Ich konnte sie im Jahr 2009 (als ich für das Umweltministerium tätig war) von einem Kleinflugzeug aus in einer ihrer nur wenige Kilometer von der Förderzone entfernten Hütten fotografieren. Zuvor hatten die in Abgeschiedenheit lebenden Indigenen 2008 einen illegalen Holzhändler in unmittelbarer Nähe zum Erdölblock mit Lanzen getötet. Anschließend tauchten sie  im Waoranidorf Dikapare auf, was zu Panik und der vollständigen Evakuierung des Dorfes führte. Der ehemalige Minister für nicht erneuerbare Ressourcen und Kohlenwasserstoffe Wilson Pastor ging sogar so weit zu verlautbaren, die Förderung in den Yasuní-Inititiative ITT-Feldern wäre möglich, da die unkontaktierten Indigenen sich nicht dort sondern im Armadillo-Feld aufhielten – was er drei Jahre zuvor abgestritten hatte. Meine öffentlichen Anklagen und der offizielle von mir für das Umweltministerium 2010 verfasste Bericht führten zu meiner Entlassung durch das Ministerium und der Kündigung (und Entlassung) meiner MitarbeiterInnen (und zu einem Medienskandal, der die Zuständigen verlautbaren ließ, sie hätten niemals die Absicht gehabt, die Förderung in dieser Gegend zu erlauben). Schlussendlich wurden diese in Abgeschiedenheit lebenden Indigenen im Bericht des Justizministeriums „von den offiziellen Karten gelöscht“, damit die Förderung der Blöcke 31 und der ITT-Felder (im Block 43) nach Anordnung des Präsidenten 2013 zum nationalen Interesse erklärt werden konnte. Wie ich mehrmals betont habe, ist das Armadillo-Campo die „Speerspitze“ für den Schutz der in Abgeschiedenheit lebenden Indigenen, ein Ort mit sehr geringen Erdölreserven (9 Mio. Barrel gegenüber den 900 Mio. Barrel Rohöl der ITT-Felder) und der Ort mit den meisten Beweisen für die Präsenz in Abgeschiedenheit lebender Indigener. Wenn wir es dort nicht schaffen, schaffen wir es an keinem Ort wo es Erdöl gibt, das Überleben dieser Indigenen zu sichern. Es scheint als gäbe es dort, wo es Erdöl gibt, einfach KEINE Menschenrechte!

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[Zur Übersetzerin]

CHRISTINA KORAK ist Konferenz- und Kommunaldolmetscherin sowie Fachübersetzerin für Spanisch, Englisch und Deutsch. Sie lebt und arbeitet in Graz. 2012/203 verbrachte Christina mehrere Monate in Dörfern der Waorani und setzt sich seitdem für ihre Menschenrechte ein. Sie ist Initiatorin der Kampagne „Amazonien: Was soll uns bleiben“.

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