Das Auswärtige Amt lud am 10. Oktober 2014 zu den 3. Deutsch-Chinesischen Regierungskonsultationen nach Berlin ein. Dem Tag, der in Taiwan als Nationalfeiertag gilt. GfbV-Asienreferent Ulrich Delius kommentiert den diplomatischen Fauxpas.
von Ulrich Delius; Foto: Zhao !
Eigentlich sind Diplomaten dafür bekannt, dass sie viel Fingerspitzengefühl haben. Das Auswärtige Amt bewies aber nicht viel Sensibilität, als es just für den 10. Oktober 2014 die 3. Deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen in Berlin anberaumte. Denn dieser Tag ist auch Nationalfeiertag im demokratischen Taiwan, das noch immer von mehr als 1.600 chinesischen Kurz- und Mittelstreckenraketen bedroht wird. Am 10. Oktober 2014 feiert Taiwan den 103. Jahrestag der Revolte Dr. Sun Yat-sen’s gegen die chinesische Ching-Dynastie.
Taiwan hat mehr verdient, als gerade an seinem Nationalfeiertag auch noch von deutschen Diplomaten missachtet und gedemütigt zu werden. Denn Taiwan ist mit seiner lebendigen Demokratie auch ein Beispiel für Rechtsstaatlichkeit, die man gerade in der Volksrepublik China so sehr vermisst. Und Taiwan ist auch einer der bedeutendsten deutschen Handelspartner in Ostasien. Aber vielleicht ist dieses diplomatische Debakel auch kein Zufall, sondern typisch für den bizarren Umgang Europas mit Taiwan. Denn Taiwans Präsident und andere demokratisch gewählte Repräsentanten der Inselrepublik dürfen auf Druck Chinas noch nicht einmal Europa besuchen, während dort für Chinas Despoten der rote Teppich ausgerollt wird.
ULRICH DELIUS leitet das Asienreferat der GfbV in Göttingen. Er ist Autor vieler Menschenrechtsreporte, Memoranden, Bücher und Artikel über verfolgte ethnische und religiöse Minderheiten. Sein kompetentes Wissen ist auch bei Journalisten sehr gefragt.
dummer artikel, heute ist der geburtstag der REPUBLIC OF CHINA (1911) nicht Taiwan!