„Die Leute fragen nach unserer persönlichen Geschichte. Sie wollen wissen, woher wir kommen, wieso wir jetzt in Berlin leben und was wir aus der Ukraine hören”, berichtet eine Aktivistin der Euromaidan-Wache Berlin bei einem Treffen im Berliner GfbV Büro.
Von Sarah Reinke
Seit zehn Tagen ist die Wache zwischen 10 und 18 Uhr besetzt. Sie soll eine alternative Botschaft in unmittelbarer Nähe der offiziellen ukrainischen Botschaft in der Albrechtstraße sein. Ein wichtiges Anliegen der Gruppe von Ukrainerinnen und Ukrainern, die in Berlin leben, ist es, mit der deutschen Öffentlichkeit, mit Privatpersonen, Journalisten und Politikern ins Gespräch darüber zu kommen, was tatsächlich in der Ukraine passiert. Auch wollen sie natürlich Handlungsoptionen vorschlagen, Forderungen an die Politik stellen.
Sie analysieren Texte und Berichte aus der Ukraine. Sie sind dort mit ihren Verwandten und Freunden, mit Aktivisten auf dem Kiewer Maidan-Platz aber auch in den Regionen vernetzt. Hier in Berlin haben sie sich in Arbeitsgruppen organisiert, die die unterschiedlichen Aufgaben übernehmen. Es gibt Ansprechpartner für deutsche Journalisten, eine Arbeitsgruppe, die sich für die Menschenrechte in der Ukraine einsetzt und eine weitere, die Nachrichten und Blogbeiträge für den Blog verfasst.
Wichtig ist es auch, die Hilfsbereitschaft der Ukrainer aber auch der Deutschen, für die Aktivisten in der Ukraine zu bündeln und in eine sinnvolle Richtung zu leiten. „Meine Schwester ist Apothekerin, sie weiß genau, was die Menschen brauchen. In den Zelten auf dem Maidan gibt es viele Kranke. Sie haben Fieber. Wir haben Angst, dass viele eine Lungenentzündung bekommen könnten, sie brauchen Antibiotikum“, berichtet Olga Schuhmann bei dem Treffen. „Jeden Tag aber ändert sich der Bedarf. An einem Tag werden Spritzen geliefert, dann brauchen sie am anderen Tag wieder etwas anderes“, weiß Marina Schubarth, die Leiterin des DokumentarfilmtheatersBerlin, die gerade von einer Reise auf nach Kiew zurückgekehrt ist und die Hilfe hier in Berlin koordiniert.
Mit Aktionen, wie zum Beispiel einem Filmabend im Rahmen der Berlinale, machen die Ukrainer auf die Situation in ihrem Land aufmerksam und sprechen eine breite interessierte Öffentlichkeit an. Die Euromaidan Wache hat sich in kurzer Zeit zu einem wichtigen Informationspunkt entwickelt, von dem aus verschiedenste Aktivitäten entstehen. Einige Ziele der Gruppe sind schon erreicht: Sie werden wahrgenommen, von Journalisten angesprochen, Spenden gehen ein.