Im “Haus der Yeziden” im kleinen Ort Qizlacho sprach ich beim Mittagessen mit Vertretern der Organisation über Vergangenheit und Zukunft der Yeziden in der Region.
Foto: Kamal Sido
Auf dem Rückweg von al-Hasakeh besuchte ich am 25. März einige leerstehende yezidische Dörfer zwischen al-Hasakeh und Amude. Die Yeziden sind in Syrien eine der zahlenmäßig kleinsten Minderheiten, die ursprünglich vermutlich 30.000 – 60.000 Angehörige hatte. Bereits zwei Drittel der syrischen Yeziden haben ihre Dörfer verlassen und sind ins Ausland geflüchtet. In Syrien siedeln sie in zwei Gebieten im kurdischen Norden: im Dirstrikt al-Hasakeh und in den Dörfern um Afrin, einer kurdischen Stadt nordwestlich von Aleppo. In al-Hasakeh waren etwa 60 Prozent der Yeziden staatenlos, nachdem die syrische Regierung im Jahre 1962 durch das Ausnahmegesetz Nr. 93 mehr als 120.000 Kurden ausgebürgert hatte. Diesen Menschen wurden sämtliche bürgerliche Rechte entzogen.
In dem Dorf Qizlacho, das nicht weit von Amude liegt, war ich mit Yeziden verabredet, mit denen wir zusammen Mittag aßen. Unter den Gästen waren auch einige Yeziden aus Deutschland, die auf dem Weg nach Sinjar im Irak waren. In Qizlacho sollen früher 30 Familien gelebt haben, heute sind es nur noch zehn. Mit dem Vorsitzenden des Vereins „Mala Ezdiya“ (deutsch: Haus der Yeziden), Ilyas Saydo, habe ich ein langes Interview zur Lage der Yeziden geführt. Das „Haus“ wurde 2012 von Yeziden gegründet, um eine gemeinsame Repräsentanz zu haben. „Wir haben diesen Verein gegründet, weil wir uns Yeziden organisieren wollten. In unruhigen Zeiten kann man nur überleben, wenn man gut organisiert ist. Wir wollten für die Yeziden eine politische Vertretung organisieren, sodass diese die Yeziden in Rojava repräsentiert. Es ist ein politischer, zivilgesellschaftlicher, religiöser Verein. Mit ihm wollen wir uns an dem politischen Leben hier beteiligen und interne Konflikte lösen“, erzählte mir Saydo während des Gesprächs beim Mittagessen. Auch hätte es, laut Saydo, in der Provinz al-Hasakeh rund 52 Dörfer gegeben, in denen Yeziden lebten. Viele dieser Dörfer seien heute nicht mehr bewohnt. Die Zahl der in der Region verbliebenen Yeziden schätzt er auf etwa 3.000 Personen. (Reisebericht (pdf), S. 69)
Die einzelnen Kapitel im Überblick:
Semalka: Der einzige Weg nach Rojava
Plädoyer für ein multiethnisches und multireligiöses Rojava
Auf jüdischen Spuren in Qamischli
Kurdisches Neujahrsfest in Kobani
Militärischer Begleitschutz in Tall Abyad
Das neue Militärbündnis „Syrian Democratic Forces“ in al-Hasakeh