Am 10.12.2013, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, gingen in Riverstate, Nigeria, tausende Ogoni auf die Straßen, um friedlich für die Beseitigung der katastrophalen Umweltverschmutzungen im Nigerdelta zu demonstrieren. Die Kritik des Ogoni-Volks richtet sich vor allem gegen die nigerianische Regierung, der 2011 von der UN ein Bericht vorgelegt wurde, der nicht nur die eklatanten Umweltschäden aufdeckte und wissenschaftlich belegte, sondern auch Gegenmaßnahmen und Empfehlungen für das weitere Vorgehen aussprach.
Fotos: MOSOP – Legborsi Saro Pyagbara
Doch obwohl dieser Bericht einen akuten Handlungsbedarf skizzierte, wurden bis heute – zwei Jahre nach der Veröffentlichung und Aushändigung des Berichts an die nigerianische Regierung – immer noch keine Gegenmaßnahmen eingeleitet.
Die Enttäuschung der Bevölkerung gegenüber der Regierung, die die Brisanz der Lage zu ignorieren scheint, ist groß. Denn die Ogoni leiden tagtäglich unter den immensen Umweltverschmutzungen. Da nicht nur die Gewässer im Delta, sondern ebenso das Grund- und Trinkwasser kontaminiert ist, ist somit nicht nur die Gesundheit der Ogoni ernsthaft gefährdet, sondern auch ihr Leben. Die Demonstration am Dienstag gilt als Auftakt zu einer Reihe geplanter Aktionen, die den Handlungsdruck auf die Regierung erhöhen soll.
Der Aufmarsch begann bereits am frühen Dienstagmorgen. Binnen kürzester Zeit schloss sich die Bevölkerung den Vertretern verschiedener zivilgesellschaftlicher Organisationen an. Unter den Demonstranten fanden sich gleichermaßen Jung und Alt wie auch Männer und Frauen zusammen, um gemeinsam die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts im Ogoniland einzufordern. Auf den Plakaten war unter anderem zu lesen: No to Environmental Pollution, Our Environment, Our Life; Restore Our Environment Now (Nein zur Umweltverschmutzung, unsere Umwelt, unser Leben, beseitigt die Umweltschäden jetzt); oder Environmental Degradation Undermines Our Food Security, Clean our Land, Secure Our Future (Umweltschäden bedrohen unsere Ernährungssicherheit, Reinigt unser Land, sichert unsere Zukunft).
Legborsi Saro Pyagbara, der Vorsitzende der nigerianischen Menschenrechtsorganisation MOSOP (Movement for the Survival of the Ogoni People) betonte, dass eine saubere und sichere Umwelt ein unabdingbares Recht der Bevölkerung sei und die Ogoni sich nicht mit weniger zufrieden geben würden.
Als Polizisten mit Warnschüssen die Versammlung gewaltsam aufzulösen versuchten, drohte die bis dato friedliche Stimmung zu kippen. Versuche seitens der staatlichen Sicherheitskräfte die Mobiltelefone einiger Demonstranten zu konfiszieren, heizte die angespannte Stimmung noch weiter an. Eine Eskalation konnte jedoch durch die beschwichtigenden Worte und Mediationsbemühungen des MOSOP Präsidentens, Legborsi Saro Pyagbara, abgewendet werden.
Nichtsdestotrotz gelang es den Protestierenden das Alltagsgeschäft einiger Raffinerien durch eine Straßenblockade kurzweilig zum Stillstand zu zwingen. Im August diesen Jahres hatten die Ogoni der Regierung ein 90-tägiges Ultimatum für die Umsetzung des UN Reports gestellt. Am 10. November, dem Gedenktag der Ogoni Märtyrer, sprach MOSOP eine Warnung an die Regierung aus: die Menschen würden sich mittels verschiedener Aktionen Gehör verschaffen, sofern die Politiker es nach wie vor versäumten endlich aktiv zu werden und das Leiden der Ogoni zu beenden.