Das einst ewige Eis der Arktis schmilzt immer schneller und die großen Industrienationen – darunter Deutschland – machen sich bereit zur Erschließung der Rohstoffe. Für die indigene Bevölkerung besteht hierbei die Gefahr der Zerstörung ihrer traditionellen Kulturen und der Missachtung ihrer Rechte. Auch die Auswirkungen der Eisschmelze auf die Klimakrise gehen durch die Wirtschaftsinteressen der Staaten im Diskurs unter.
Von Tilia Götze, Praktikantin im Fachreferat für Indigene Völker; Foto: Christopher Michel via: Flickr
Das arktische Eis schmilzt durch den menschengemachten Klimawandel immer schneller: Die Meerfläche, die mit Eis bedeckt ist, hat seit Beginn der Messungen im Jahr 1979 fast einen Negativrekord erreicht. Vor 40 Jahren war die Minimalausdehnung des Meereises noch doppelt so groß wie heute. Wissenschaftler*innen prognostizieren ein Verschwinden der Meereisfläche im Sommer bis Mitte des Jahrhunderts. Auch an Land schmelzen Eis und Gletscher, wobei das Wasser ins Meer fließt und den Meeresspiegel weltweit anhebt. Noch dazu tauen die Permafrostböden und setzen große Mengen an darin gespeichertem Methan in die Atmosphäre frei. Die Oberflächen, die nicht mehr mit Eis und Schnee bedeckt sind, sind zudem viel dunkler als zuvor und reflektieren dadurch weniger Sonnenlicht. Das führt wiederum dazu, dass sich die Temperatur in der Arktis beinahe doppelt so schnell erwärmt als im Rest der Welt. Und das hat nicht nur lokale Auswirkungen, sondern beeinflusst das Klima weltweit.
Durch das Schmelzen des Eises werden im Polarmeer neue Seewege frei, welche Handelsrouten zwischen Asien, Europa und den USA um bis zu 40 Prozent verkürzen. Auch die Rohstoffvorkommen der Arktis werden leichter zugänglich. Staaten der ganzen Welt erhoffen sich hiervon Gewinne. Die acht Anrainerstaaten Kanada, Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Russland, Schweden und die USA haben ein Recht auf die Nutzung der arktischen Gebiete bis zu 200 Seemeilen über ihre jeweilige Landgrenze hinweg. Einige davon, unter anderem Russland, haben bei der UN Kommission zur Begrenzung des Kontinentalschelfs Erweiterungen beantragt, um Zugriff auf die Gas- und Ölvorkommen der Arktis zu bekommen. Ob sich ein Ausbau dieser Energieträger angesichts der Diskussion um die Umstellung auf erneuerbare Energien lohnt, wird kaum von Wirtschaftsakteur*innen der Staaten hinterfragt. Stattdessen untermauert Russland sein Interesse an der Arktiserschließung mit einem enormen Ausbau der Militärpräsenz in arktischen Gebieten. Fragen, die innerhalb und zwischen den Staaten zunehmend diskutiert werden, drehen sich also hauptsächlich um die Aufteilung der internationalen Gebiete und um die zukünftige wirtschaftliche Erschließung. Geleitet werden diese Diskussionen von der Prämisse der Profitabilität. Auch Umweltschutz und Arbeitsschutz im Eis sind Themen, die öffentliche Aufmerksamkeit finden. Was bei der Diskussion um Profite und wirtschaftlichen Fortschritt jedoch meistens außen vor bleibt, sind Gefahren für die in der Arktis lebende indigene Bevölkerung, sowie die gravierenden Auswirkungen der Erwärmung der Arktis auf das weltweite Klima.
Gefahren für indigene Völker der Arktis
In der Arktis leben insgesamt ungefähr 400.000 Menschen, die der indigenen Bevölkerung angehören. Dazu gehören zum Beispiel die Sámi in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland, außerdem die Inuit in Alaska, Kanada und Grönland und in Russland zum Beispiel die Nenzen, Jakuten und Ewenken. Ihre Lebensgrundlage bildet hauptsächlich die Jagd, Rentierhaltung oder Fischerei. Die wirtschaftliche Erschließung von Rohstoffen in der Arktis findet oftmals in Gebieten statt, welche Indigene seit Jahrhunderten nutzen, um ihre Lebensgrundlage zu sichern. Die Erschließung von Rohstoffen steht also in direktem Konflikt zu indigenen Lebensweisen.
Für die Förderung von Erdöl und Erdgas werden Pipelines durch indigene Gebiete gebaut. Durch Brüche in den Pipelines gelangt das Öl in den Boden, welcher für lange Zeit kontaminiert wird. Auch die Ansiedelung der benötigten Infrastruktur, wie Straßen und Wohnsiedlungen, zum Öl-Abbau beeinträchtigt das Leben Indigener. Ebenso verschmutzen Brüche von Pipelines in der Tiefsee und Tankerunglücke den Lebensraum von Fischbeständen, auf die Indigene angewiesen sind. Ein indigener Sprecher berichtet, dass schon jetzt in gejagten Tieren anorganische Giftstoffe und Quecksilber gefunden wurde, welche über die Nahrungskette in den menschlichen Organismus gelangen und gehäuft Krankheiten verursachen. Für die Förderung von Erdöl und Erdgas werden Pipelines durch indigene Gebiete gebaut. Durch Brüche in den Pipelines gelangt das Öl in den Boden, welcher für lange Zeit kontaminiert wird. Auch die Ansiedelung der benötigten Infrastruktur, wie Straßen und Wohnsiedlungen, zum Öl-Abbau beeinträchtigt das Leben Indigener. Ebenso verschmutzen Brüche von Pipelines in der Tiefsee und Tankerunglücke den Lebensraum von Fischbeständen, auf die Indigene angewiesen sind. Ein indigener Sprecher berichtet, dass schon jetzt in gejagten Tieren anorganische Giftstoffe und Quecksilber gefunden wurde, welche über die Nahrungskette in den menschlichen Organismus gelangen und gehäuft Krankheiten verursachen. Für die Förderung von Erdöl und Erdgas werden Pipelines durch indigene Gebiete gebaut. Durch Brüche in den Pipelines gelangt das Öl in den Boden, welcher für lange Zeit kontaminiert wird. Auch die Ansiedelung der benötigten Infrastruktur, wie Straßen und Wohnsiedlungen, zum Öl-Abbau beeinträchtigt das Leben Indigener. Ebenso verschmutzen Brüche von Pipelines in der Tiefsee und Tankerunglücke den Lebensraum von Fischbeständen, auf die Indigene angewiesen sind. Ein indigener Sprecher berichtet, dass schon jetzt in gejagten Tieren anorganische Giftstoffe und Quecksilber gefunden wurde, welche über die Nahrungskette in den menschlichen Organismus gelangen und gehäuft Krankheiten verursachen.
Welche Rolle spielt Deutschland?
Auch Deutschland erhofft sich Vorteile von der Erschließung der Arktis. Es ist eines der Länder, die am meisten Arktisforschung betreiben und leitet die bisher größte Arktisexpedition, den „Polarstern“. Er ist im September aufgebrochen und wird im Eis einfrieren und sich ein Jahr lang in der Arktis treiben lassen.
Durch die wissenschaftlichen Kenntnisse Deutschlands über die Arktis bekommt es auch politisch eine gewisse Aussagekraft, auch wenn es nicht zu den acht Anrainerstaaten gehört. Vertreter*innen dieser acht Staaten bilden gemeinsam mit sechs Organisationen der indigenen Bevölkerung den Arktischen Rat. Dieser trifft Entscheidungen über das Vorgehen der Anrainerstaaten in der Arktis, die aber nicht rechtsverbindlich sind. Deutschland sitzt in allen Arbeitsgruppen des Rates und hat eine beratende Funktion. Die deutsche Regierung brüstet sich in der Rolle der beratenden Wissenschaft, die immer wieder auf Umweltschutz bei der wirtschaftlichen Erschließung drängt.
Im August 2019 hat die Bundesregierung Leitlinien der deutschen Arktispolitik herausgebracht (1). Dabei befürwortet sie multilaterale Kooperationen, höchste Umweltstandards beim Abbau von Bodenschätzen, den Erhalt der Biodiversität und die Anerkennung der Rechte indigener Völker in der Arktis. Zudem setzt sie sich für den Ausbau einer freien und verantwortungsbewussten Forschung und für freie Schifffahrt in der Arktisregion ein. Insgesamt stellen die Leitlinien einen ambitionierten Ansatz bezüglich des Klimaschutzes und der Menschenrechtspolitik dar, der vielversprechend klingt. Dabei betont die Bundesregierung auch das Vorhaben der Ratifizierung der ILO Konvention 169 und damit die Wichtigkeit der Konsultation Indigener bei der wirtschaftlichen Erschließung ihrer Gebiete.
Gleichzeitig wirken deutsche Unternehmen und Banken jedoch ausschlaggebend beim Bau des größten Windkraftparks der Welt auf dem Gebiet der Sámi in Schweden, in der Nähe von Piteå, mit. Das Projekt wird seit 2012 ohne Konsultation der dort lebenden Sámi umgesetzt und soll bis 2020 fertig gestellt werden. Das Gebiet, auf dem die 1.101 Windkraftanlagen gebaut werden, wird ursprünglich für die traditionelle Rentierhaltung von den Sámi genutzt. Die Anlagen und die für den Bau benötigte Infrastruktur zerstören deren Weideland. Die Investoren erhoffen sich, den dort erzeugten Strom über Leitungen bis nach Deutschland zu schaffen.
Fazit
Trotz aller Maßnahmen zum Schutz der Umwelt in der Arktis zerstört das Primat ständigen wirtschaftlichen Fortschritts die Natur, treibt den Klimawandel voran und zerstört Lebensräume indigener Bevölkerung. Viele Staaten, darunter auch Deutschland, missachten mit ihrer Wirtschaftspolitik grundlegende Menschenrechte. Die Bundesregierung setzt sich selbst Leitlinien, doch inwiefern sie diese in die Tat umsetzt, muss genau betrachtet werden. Sie muss deutsche Unternehmen und Banken per Gesetz verpflichten, weltweit die Menschenrechte zu respektieren, vor allem auch bei der Erzeugung sogenannter grüner Energien. Der Klimakrise kann nicht mit einer grünen Ökonomie entgegengewirkt werden, welche weiterhin Menschenrechte missachtet und lediglich auf Profit und Konkurrenz aus ist. Wenn die Bundesregierung das Klima und die indigene Bevölkerung schützen möchte, muss sie sich für ein solidarisches, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftssystem einsetzen. Das bedeutet auch, einen Systemwandel zu unterstützen, der neue Perspektiven solidarischer Lebensweisen eröffnet.