Eine Buchempfehlung: “Das ergreifende Debüt der Gewinnerin des Publikumspreises des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs (2019) über das Dasein zwischen zwei Welten”.
Von Caroline Siems, Referentin für digitale Kommunikation; Foto: GfbV-Archiv
Leyla verbringt ihre Sommerferien immer in einem Dorf in Nordsyrien, an der Grenze zur Türkei. Ihre Mutter ist Deutsche, ihr Vater ist Yezide. Ihre Großeltern leben noch in diesem Dorf. Eigentlich wohnt Leyla in München. Der Spagat zwischen ihrer deutschen Heimat einerseits, aber ihren yezidischen Wurzeln andererseits sorgt häufig dafür, dass Leyla sich in dem Roman „Die Sommer“ von Rony Othmann nie wirklich irgendwo zuhause fühlt. In ihrem Debütroman erzählt Othmann auf berührende Weise, wie schwer es sein kann, in zwei so unterschiedlichen Welten zu leben. Die junge taz-Kolumnistin erschafft großartige Figuren und erzählt nachhaltig und sehr beeindruckend von Kurdistan und dem Genozid an den Yezid*innen:
„Jeden Sommer flogen sie in das Land, in dem der Vater aufgewachsen war. Das Land hatte zwei Namen. Der eine stand auf Landkarten, Globen und offiziellen Papieren. Den anderen Namen benutzten sie in der Familie“
, so beginnt die Geschichte.
Über die Autorin: Ronya Othmann wurde 1993 in München geboren und studiert am Literaturinstitut Leipzig. Sie erhielt unter anderem den MDR-Literaturpreis, den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik, den Lyrik-Preis des Open Mike und den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs. 2018 war sie in der Jury des Internationalen Filmfestivals in Duhok in der Autonomen Region Kurdistan, Irak, und schrieb bis August 2020 für die taz gemeinsam mit Cemile Sahin die Kolumne „OrientExpress“ über Nahost-Politik. 2020 erschien im Hanser Verlag ihr Debütroman Die Sommer, für den sie mit dem Mara-Cassens-Preis ausgezeichnet wurde. (via Hanserverlag)
Die Rezension erschien zuvor in der GfbV-Zeitschrift “Für Vielfalt” (06/2020). Sie kann hier abonniert werden.