Brief von den First People des Schwanentals in Westaustralien

Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker, erhielt heute einen Brief aus Australien: Bella Bropho, Sprecherin der Heimatlosen Aboriginal Nyungah-Gemeinde, erzählt darin von ihrem Kampf und Ihrer Dankbarkeit. Worte, die wir alle gerne hören. Deswegen hat ihn Yvonne Bangert übersetzt.

von Yvonne Bangert; Foto: Flickr/butupa

Am Dienstag sagte Australien mal wieder „Sorry“ zu den Aboriginal People, wie jedes Jahr am 26. Mai, dem National Sorry Day. Aber was haben die Aboriginals von solchen Gesten? Nicht viel, wie der nachfolgende Brief zeigt, den ich heute aus Australien bekam und der vom anhaltenden Protest der Nyungah aus Westaustralien gegen die Schließung ihrer Gemeinden berichtet.

„Liebe Yvonne Bangert, Nele Theuer und Gesellschaft für bedrohte Völker,

aus tiefstem Herzen danken wir euch und sind glücklich und stolz wegen allem, was ihr für unser Volk tut, das in seinen Gemeinden in seinem Heimatland bedroht ist. Premierminister Tony Abbott und der Premier Westaustraliens Colin Barnett, die dies planen, sind sicher und geborgen in ihren Eigenheimen. Aber was ist mit uns, die als erste dieses Land bewohnt haben, und was ist mit unserer Kultur und unseren spirituellen Überzeugungen?

Wir sind die ersten Bewohner, die First People, des Schwanentals in Westaustralien und wir sind obdachlos. Viele von uns leben auf der Straße, manche von uns sind dort gestorben. 2003 wurden wir vom damaligen Premier Geoff Gallop heimatlos gemacht, als er unsere Gemeinde mit Hilfe von Lügen, Unaufrichtigkeit und Gewalt geschlossen hat.

Wir wollen, dass uns das Heilige Land unserer Gemeinde bei Bennett Brook auf der Schwanen-Küstenebene am Rande von Perth in Westaustralien zurückgegeben wird, damit wir uns wieder um unsere heiligen Überzeugungen und unser Land kümmern können. Wir sind seit dem Anbeginn der Zeit hier im Schwanental gewesen.

Andere Aboriginal-Gemeinden in dem Land, das man Australien nennt, wurden jetzt ebenfalls geschlossen, so auch Oombulgurri außerhalb von Wyndham in den Kimberleys.

Unser gesamtes Volk, alle seine Gemeinschaften von Frauen, Männern, Kindern, jungen Menschen, alten Menschen, sind davon bedroht, von ihrem angestammten Land und damit von ihren heiligen Überzeugungen und heiligen Orten durch Premier Barnett aus Westaustralien und Premierminister Abbott und seiner Bundesregierung getrennt zu werden.

Wir danken euch aus tiefstem Herzen dafür, dass ihr helft, dies in der Öffentlichkeit in eurem Land bekannt zu machen. Es ist gut zu wissen, dass es euch gibt, stark und an der Seite von uns, den ersten Bewohnern dieses Landes, der ältesten lebenden Kultur der Erde. Wir wünschen uns, dass der Papst erfährt, was uns angetan wird und ebenso alle anderen Menschen weltweit.

Wir erhalten unseren Protest in den Zelten bei Matagarup (Heirisson Island) aufrecht, unserem heiligen Land am Schwanenfluss unmittelbar vor den Toren von Perth, WA, gemeinsam mit vielen anderen obdachlosen Aboriginal People aus bereits geschlossenen Gemeinden und solchen, denen dies noch droht und die bei uns Zuflucht gesucht haben.

Morgen, Samstag den 30. Mai, werden wir, die heimatlosen Aboriginal People, uns mit Familienangehörigen, Freunden und Unterstützern in Matagarup versammeln, mit Didgeridoo, Musikbands, Barbecue, Fladenbrot und Tee. Wir werden von euch sprechen und an euch denken.

Bitte gebt diese Botschaft weiter; wir senden euch allen unseren Dank und unsere Anerkennung

von

Bella Bropho

Sprecherin der Heimatlosen Nyungah-Gemeinde aus dem Schwanental, die 2003 aus ihren Häusern und aus ihrer Gemeinde vertrieben wurde; viele von uns leben und sterben heute auf der Straße, und im Namen aller heimatlosen Aboriginal People aus anderen Gemeinden.“

Setzt euch mit uns gemeinsam für die Rechte der Aboriginal ein!

Unterschreibt unsere Petition hier: http://chn.ge/1B81FE9

[Zur Übersetzerin]

YVONNE BANGERT ist seit mehr als 30 Jahren für die GfbV in Göttingen tätig, zunächst als Redakteurin der Zeitschrift “pogrom“ und der Internetseiten, seit 2005 als Referentin für indigene Völker.

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