IS entführt und versklavt zahlreiche Mädchen und Frauen

Die Schreckensnachrichten aus dem Irak nehmen nicht ab. Der Islamische Staat (IS) überrennt Dörfer und tötet dabei yezidische Männer. Die jungen Mädchen und Frauen erleiden dabei ein besonders schreckliches Schicksal.

von Laura Kraut; Foto: Düzen Tekkal

“They say we are like goats bought at a market.”, sagt ein 17-jähriges Mädchen, das von IS- Kämpfern entführt wurde. “He cursed me and beat me every day, punching and kicking me. He fed me only one meal per day.

Shayma and I began to discuss killing ourselves.”*

Als der Islamische Staat (IS) die Dörfer der Yeziden, Christen und anderen nicht-Muslimen überrannte, nahmen seine Kämpfer viele Gefangene. Augenzeugen zufolge werden diese getrennt: Frauen und Männer, Alte und Junge. Alle jungen Männer werden erschossen, wenn sie sich weigern zu konvertieren; die jüngeren Frauen hingegen werden verschleppt. Inoffiziellen Berichten zufolge wurden insgesamt fünftausend Yezidinnen im Alter zwischen 13 und 56 gekidnappt.

Die Frauen und Mädchen werden entweder gleich an IS-Anhänger verteilt oder auf den jüngst entstandenen Sklavenmärkten verkauft. Im ehemaligen Staatsgefängnis in Mossul, wo zuvor 670 schiitischen Insassen öffentlich ermordet wurden, sitzen jetzt annähernd 1.000 Frauen fest.

Immer wieder werden sie gedrängt, zum Islam zu konvertieren. Wenn Frauen nicht konvertieren, werden sie gefoltert, um ihren Willen zu brechen: Sie werden geschlagen, getreten und später brutal von mehreren Männern vergewaltigt. Immer wieder. Oft werden die Frauen vor diesen Vergewaltigungen von Kosmetikern geschminkt, um sie „attraktiver“ zu machen. Zudem zwingt der IS die Frauen nach den Vergewaltigungen ihre Familien anzurufen und im Detail zu beschreiben, wie sie misshandelt wurden. Das vergrößert das Leid der Mädchen und Frauen und schürt Angst in der Bevölkerung. Ein Mädchen berichtete, von dutzenden Männern innerhalb weniger Stunden vergewaltigt worden zu sein.

Unter dem Druck und der Folter konvertieren einige Frauen – sie werden anschließend für 1.000 US- Dollar verkauft und „verheiratet“. Nicht- Konvertierte sind auf dem Sklavenmarkt nicht mehr als 25 US- Dollar wert.

Ziel der Vergewaltigungen ist es, die Yeziden auszurotten. Es geht dem Islamischen Staat nicht darum, ihnen Einfluss oder politische Macht zu nehmen, sondern das Yezidentum als Ganzes verschwinden zu lassen. Ein Weg dazu liegt in der Kultur der yezidischen Religion begründet: Wenn ein Yezide und ein Andersgläubiger ein Kind bekommen, nimmt dieses die Religion des Andersgläubigen an. Nur wenn beide Elternteile Yeziden sind, wird das Kind auch Teil dieser Glaubensgemeinschaft. Indem Anhänger des IS Yezidinnen schwängern und alle jungen Männer töten, hoffen sie, die Yeziden „aussterben“ zu lassen.

Auch die häufig auftretenden blonden Haare und blauen oder grünen Augen der Yeziden sind den islamistischen Terroristen ein Dorn im Auge. Augenzeugen berichten, dass einige Kämpfer schworen, diese äußerlichen Charakteristika einiger Yeziden zu beseitigen, indem sie die Frauen schwängerten, die dann arabische bzw. muslimische Kinder bekämen. Wenn Frauen schon schwanger in Gefangenschaft kommen, werden ihnen die Kinder gleich nach der Geburt weggenommen – die Frauen sehen ihre Kinder nie wieder.

Laut der syrischen Menschenrechtsorganisation Syrian Observatory for Human Rights wurden inzwischen mindestens 300 entführte irakische Frauen und Mädchen über die Grenze nach Syrien verschleppt, um den dort kämpfenden IS-Milizen als Konkubinen zu dienen. Die Opfer seien „Beute aus dem Krieg mit den Ungläubigen“ und wurden unter höherrangigen Kämpfern in der Gegend von Raqqa und Aleppo verteilt.

Die UN verurteile diese Verbrechen scharf als „barbarische Akte sexueller Gewalt“. Diese spezielle Gewalt gegenüber Frauen und Kindern, darunter schlimmste Vergewaltigungen, Menschenhandel und Sexsklaverei, seien Menschenrechtsverletzungen, die als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angesehen würden.

Die gute Nachricht in diesen Tagen: am 7. September konnten 80 junge Frauen in der Nähe von Sinjar durch Angriffe kurdischer Sicherheitskräfte und der US-Luftwaffe aus der Gefangenschaft des IS befreit werden.

* Zitat aus: http://wapo.st/1pPqvBo  &  http://bit.ly/1AR81H9

Kommentar verfassenAntwort abbrechen