Tansania: Naturschutz versus Menschenrechte

Am 24. März feierte der Dokumentarfilm „The Hadza: The Last of the First“ in Washington D.C. auf dem 22. „Environmental Film Festival in the Nation’s Capital“ Premiere. In dem Film geht es um das indigene Volk der Hadzabe, das als eines der letzten traditionell lebenden Jäger- und Sammlervölker Afrikas im Norden Tansanias in der Eyasi-Region ansässig und in seiner Existenz bedroht ist.

Foto: Thiery 49 / flickr (CC BY-NC 2.0)

Die Hadzabe leben seit mehreren tausend Jahren um den Eyasi-See im Norden Tansanias. Sie zählen gegenwärtig ca. 1.000 bis 1.500 Zugehörige. Seit jeher ernähren sie sich von dem, was ihnen das Land bietet. Je nach Angebot ziehen sie weiter. So gehen die Männer mit Pfeil und Bogen auf die Jagd und sammeln Honig, während die Frauen auf die Suche nach Beeren und Wurzelknollen gehen. Da die Hadzabe keinen Anführer haben, sind alle Angehörigen einer Gemeinschaft gleichgestellt und so wird auch die Beute gerecht untereinander aufgeteilt.

Doch sie sind, wie viele weitere indigene Völker, in ihrer Lebensweise bedroht. Schon seit längerem werden indigene Minderheiten in Tansania übergangen und diskriminiert. So wurden bspw. vergeblich seitens der Regierung mehrere Versuche unternommen, die Hadzabe umzusiedeln und sie sesshaft zu machen.

2011 gelang es einem Teil der Hadzabe mit der Unterstützung von internationalen Organisationen, das Landrecht über ein kleines Stück Land ihres ursprünglichen Gebiets von der tansanischen Regierung zu erhalten. Jedoch wird dieses von anderen indigenen Völkern besetzt, da diese ebenfalls von Landgrabbing und den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind.

Das Landgrabbing geht jedoch nicht nur von großen, international agierenden Firmen aus, sondern ist auch das Ergebnis von Naturschutzmaßnahmen. Immer mehr Gebiete werden zu Naturschutzgebieten, Nationalparks und Welterbegebieten ernannt – ohne auf die Rechte der Hadzabe oder anderen indigenen Völkern zu achten.

Allein in Tansania gibt es mehr als 15 Nationalparks und acht UNESCO-Welterbestätten. Die Errichtung der Naturschutzgebiete sichert nicht nur den Erhalt der Flora und Fauna, sondern kurbelt auch den Tourismus an. Jedoch schadet der Naturschutz teilweise den indigenen Völkern wie den Hadzabe. Diese sind abhängig von dem Land, doch die Naturschutzgebiete verhindern durch das Verbot der Jagd das Fortbestehen ihrer Kultur und beraubt sie ihres Lebensraums.

Diese Form des Naturschutzes stellt für die indigenen Völker eine Bedrohung dar und schränkt ihre Rechte massiv ein. Durch die Errichtung der Nationalparks fallen ihre ursprünglichen Jagdgebiete weg, da das Jagen in den Augen der Regierung und den Schutzorganisationen eine Bedrohung der Tierwelt darstellt.

Allerdings sind es viel mehr die Auswirkungen des Klimawandels und die illegalen oder touristischen Trophäenjäger, die in den Gebieten jagen gehen und so nachhaltig Schaden anrichten können.

Dass es auch anders gehen kann, sieht man bspw. an Namibia und Paraguay. Dort ist es einigen indigenen Völkern möglich, auf traditionelle Art und Weise in Nationalparkgebieten zu jagen. Die Jagdgewohnheiten nehmen bislang kaum Einfluss auf die Dichte der tierischen Population, solang sie allein auf die traditionelle Weise zur Sicherung des Überlebens gelebt werden.

2012 verabschiedete die IUCN (International Union for Conservation of Nature), die ebenfalls die UNESCO berät, ihre Resolution für die kommenden Jahre. Als Empfehlung an die UNESCO wurde ebenfalls die Integration der Rechte der indigenen Völker aufgenommen, da diese in den UNESCO Welterbe-Konventionen vollständig ausgelassen werden.

Konkretere Regelungen bei Nationalpark- und UNESCO-Welterbegeländen und die Integration der Rechte der indigenen Völkern in Bezug auf ihre traditionelle Lebensweise wären wichtig, um die Lage in Ländern wie Tansania mit indigener Bevölkerung zu verbessern. So kann bei Planungen von Nationalparks auf die Rechte der indigenen Bevölkerung Rücksicht genommen werden und die Hadzabe könnten ihr Leben so weiterführen wie zuvor.

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