Chinas Sicherheitsapparat schreckt nicht vor Sippenhaft zurück

Einen Tag nach seiner Festnahme auf dem Pekinger Flughafen gibt es weiter kein Lebenszeichen des weltbekannten chinesischen Künstlers Ai Weiwei.

Foto: GfbV-Archiv

Sein Handy wurde abgeschaltet. Seine Frau Lu Qing steht unter Hausarrest. Kurz nach Ais Verhaftung wurde Ais Freund Wen Tao, ein ehemaliger Journalist, sowie sieben weitere Mitarbeiter Ais von der Polizei weggebracht. Ai Weiwei hatte über Hongkong nach Taiwan fliegen wollen. Wegen der zunehmenden Repressalien gegen ihn plante er, sich in Berlin ein zweites Studio einzurichten.

Dass Chinas Sicherheitskräfte – den Sicherheits- und Überwachungsapparat lässt sich das Regime jährlich 68 Milliarden Euro kosten – nicht vor Sippenhaft zurückschrecken, wird auch in anderen Fällen deutlich: In der Provinz Sichuan wurden im März 2011 drei Tibeter nur deswegen verhaftet, weil ihre Familienangehörigen wegen der Teilnahme an Demonstrationen polizeilich gesucht werden.

Die Polizei sucht fieberhaft nach den drei jungen Tibetern Lobsang Thubten (30), Tsering Kyipo (25) und Jampa Ngodrup (33). Sie hatten am 6. März 2011 in der Stadt Dzakhog Spruchbänder entrollt, auf denen sie Freiheit für Tibet und eine freie Einreise des im Exil in Indien lebenden Dalai Lama gefordert hatten. Bei Razzien wurden alle Häuser in der Stadt durchsucht. Schließlich wurden der Bruder von Jampa Ngodrup, die Mutter von Lobsang Thubten und den Vater von Tsering Kyipo verhaftet. Ihren Familien wurde mitgeteilt, sie würden erst freigelassen, wenn sich die Gesuchten der Polizei stellten. Außerdem müssen die Familien jeweils eine Geldstrafe von 2.140 Euro zahlen, eine hohe Strafe in der verarmten tibetischen Region.

In den tibetischen Siedlungsgebieten in der ansonsten chinesisch geprägten Provinz Sichuan werden jede Woche Tibeter aus politischen Gründen festgenommen. So wurden am 10. März zwei junge Männer in der Stadt Bathang verhaftet, nachdem sie in der Öffentlichkeit “Lang lebe der Dalai Lama!” gerufen hatten.

Am 23. März protestierten mehrere hundert Tibeter in dem Ort Nahdah gegen die chinesische Herrschaft. Mindestens acht Demonstranten wurden festgenommen. Ihnen drohen jahrelange Haftstrafen.

Im Kloster Kirti wurde am 25. März der 21 Jahre alte Mönch Tenzin verhaftet. Die Lage in seinem Kloster ist sehr angespannt, seit sich einer der Mönche am 16. März 2011 auf einem öffentlichen Platz selbst verbrannte, um gegen die brutale Niederschlagung der Proteste von Tibetern vor drei Jahren zu erinnern. Der Selbstmord des 21 Jahre alten Phuntsok erregte weltweit Aufsehen.

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