Foto: Saiful Huq Omi/Counter Foto for UNHCR
Ein am 3. Februar 2017 von den Vereinten Nationen veröffentlichter Bericht bestätigt den Verdacht auf Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Norden des Rakhine Staates in Burma. Ein Team des UN-Menschenrechtskommissariats interviewte Rohingya-Flüchtlinge in der an Burma angrenzenden Region Cox’s Bazar in Bangladesch. In dem 40-seitigen Bericht beschreiben die über 220 befragten Augenzeugen den grausamen Rachefeldzug der burmesischen Armee (auch Tatmadaw genannt), der seit Oktober 2016 gegen die Rohingya-Bevölkerung geführt wird. Hunderte von ihnen sollen bereits getötet worden seien.
Außergerichtliche Hinrichtungen, Verschwindenlassen und willkürliche Inhaftierungen, sexuelle Gewalt, körperliche und psychische Folter aber auch Raub und Zerstörung von Eigentum bilden den Alltag der Rohingya, seitdem die Tatmadaw ihre sogenannten Sicherheitsoperationen im nördlichen Rakhine Staat begonnen hat.
Der Bericht beschreibt, dass Menschenrechtsverletzungen hauptsächlich von der Armee begangen werden; aber auch Mitglieder der (Grenz-)Polizei sowie Rakhine-Buddhisten an den Übergriffen aktiv beteiligt seien.
Über die Hälfte der befragten Frauen und Mädchen gaben an, dass sie vergewaltigt oder sexuell belästigt wurden. Eine 25-jährige Frau aus Yae Khat Chaung Gwa Son erzählt im Bericht, wie Soldaten ihren Mann mit einem Messer töteten und fünf von ihnen sie dann in ihrem Haus vergewaltigten. „Mein achtmonatiger Sohn weinte vor Hunger als sie im Haus waren, denn er wollte gestillt werden, also töteten sie auch ihn mit einem Messer, um ihn zum Schweigen zu bringen. Ich dachte, dass ich sterben würde, aber ich habe überlebt.“ (Report of OHCHR mission to Bangladesh, S. 18)
Mehrere Flüchtlinge berichten, dass sie schwer zusammengeschlagen wurden und nur überlebten, weil die Soldaten sie für tot hielten und deswegen von ihnen abließen. Auch Kinder, ältere Personen oder Personen mit Behinderungen wurden nicht verschont: Eine 80-Jährige Frau von Nga Khu Ya erzählte dem UN-Team, wie Soldaten sie so massiv mit ihren Stiefeln schlugen, dass sie sich kaum mehr bewegen konnte. Während die Soldaten sie mit ihren Schlägen quälten, schrien sie: „Du gehörst nicht in dieses Land, du bist eine Bangladeschi und du musst dorthin zurückgehen.“ (Report of OHCHR mission to Bangladesh, S. 27)
Wir fassen Nachrichten rund um die Rohingya-Krise in Burma regelmäßig auf unserem Blog zusammen. So können Sie einen Überblick über die aktuelle, sich aber stetig ändernde Situation bekommen. Alle Beiträge finden Sie hier: Rohingya-Krise in Burma eskaliert
veröffentlicht: 06. Februar 2017
Autorin: Salomé Persyn