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Trumps Idee, eine Mauer zu bauen, ist nicht besonders originell. Ganz im Gegenteil: Heutzutage gibt es sogar viermal so viele Mauern wie zum Ende des Kalten Krieges 1990. 65 Stück sind es momentan, so die Angabe von Elisabeth Vallet, Expertin für Geopolitik an der Universität Quebec (Kanada. Eigentlich sollte man meinen, dass solche Abgrenzungen in Zeiten der Globalisierung und zunehmender Vernetzung an Bedeutung verlieren. Nichtsdestotrotz nutzen bis heute viele Staatschefs diese künstlich geschaffenen Abschottungen als ein Symbol des Nationalstaats, zur Selbstidentifikation und als Abgrenzung von „den Anderen“. So nun auch Donald Trump, der eine Mauer zu Mexiko bauen will, um dadurch Drogenschmuggel und illegale Einwanderung in die USA zu verhindern.
Dabei scheint er einiges jedoch völlig zu verdrängen. Die Geschichte zeigt, dass Mauern der Menschheit selten Gutes gebracht haben. Außerdem zeigen die Beispiele der heutzutage existierenden Mauern, dass sie die jeweiligen Konflikte nicht gelöst haben. Es täte dem Präsidenten der Vereinigten Staaten demnach gut, sich die folgenden Beispiele einmal vor Augen zu führen.
1. „Sadr City“ – Bagdad, Irak
Seit 2007 wird Bagdads Stadtteil Sadr von einer vier Meter hohen und fünf Kilometer langen Betonmauer in zwei Hälften geteilt. Erbaut wurde sie durch die US-Soldaten, um eine sunnitische Enklave vom restlichen schiitischen Stadtteil abzugrenzen. Die Mauer trennt seitdem die fast zwei Millionen Bewohner des Stadtteils voneinander.
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2. „Peace Lines“ – Nordirland
Die “Peace Lines” (Friedenslinien) trennen pro-britische Unionisten von irischen Nationalisten und wurden als Folge des Nordirlandkonfliktes ab 1969 gebaut. In vier nordirischen Städten gibt es solche Friedenslinien mit einer Gesamtlänge von 34 Kilometern bis heute, in Belfast besteht sie aus einer etwa sieben Meter hohen Mauer. Diese hat zwar Durchgänge für Fußgänger und den Verkehr, wird aber nachts geschlossen.
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3. „Null-Linie“ – Indien und Bangladesch
Die sogenannte „Null-Linie“ zwischen Indien und Bangladesch ist mit etwa 4.000 Kilometern die längste Grenzbefestigung der Welt. Die meisten Teile bestehen aus einem zweieinhalb Meter hohen Zaun aus Stacheldraht, der an manchen Stellen unter Strom steht und von etwa 50.000 Soldaten bewacht wird. Der Zaun wurde 1989 von der indischen Regierung in Auftrag gegeben und soll bangladeschische Migranten davon abhalten, nach Indien zu kommen. Doch viele versuchen dies trotzdem, was oft durch die Gewalt der indischen Soldaten tödlich endet.
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4. „Separation Wall“ – Westjordanland und Israel
Über 700 Kilometer lang ist die Mauer, die Israel als Sperranlage zum Westjordanland errichtet hat. Sie wurde im Auftrag von Ministerpräsident Ariel Sharon ab 2002 gebaut und besteht auf einer an manchen Stellen bis zu neun Meter hohen Betonmauer. Die israelische Regierung erhofft sich damit, palästinensische Terrorattacken einzudämmen. Jedoch erklärte der Internationale Gerichtshof den Bau der Mauer im Jahre 2004 für völkerrechtswidrig – der Konflikt zieht sich bis heute hin.
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5. „Berm“ – Marokko und Westsahara
Der etwa 2.500 Kilometer lange Sandwall „Berm“ wurde in den 1980ern von Marokko an der Grenze zur Westsahara errichtet. Er ist bis zu drei Meter hoch und mit Stacheldraht und Minen gesichert. Entlang des Walls sind über 150.000 marokkanische Soldaten stationiert. Der Wall soll die Terrororganisation „Polisario-Front“ davon abhalten, nach Marokko zu gelangen. Seit Jahrzehnten trennt er so Familien voneinander.
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6. „Festung Europa“ – Melilla, spanische Enklave in Marokko
Die in Marokko liegende spanische Enklave Melilla bildet zusammen mit der zweiten Enklave Ceuta für viele afrikanische Flüchtlinge das Tor nach Europa. Doch die Küstenstädte sind von jeweils etwa zehn Kilometer langen Grenzanlagen umgeben, die aus drei sechs Meter hohen Zäunen bestehen. Gesichert werden diese von Spezialeinheiten der spanischen Polizei, Bewegungs- und Geräuschmeldern sowie Infrarotkameras. Die Zäune sind außerdem mit sogenanntem NATO-Draht gesichert – dieser hinterlässt beim Versuch des Überwindens besonders tiefe Schnittwunden.
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7. „Line of Control“– Indien und Pakistan
Indien hat gleich zwei Mauern errichten lassen. Neben der „Null Linie“ nach Bangladesch gibt es auch an der indischen Grenze zu Pakistan seit den 1990ern eine gesicherte Barriere. Ganze 500 Kilometer der insgesamt 740 Kilometer langen Grenze sind mittlerweile mit Stacheldraht abgesperrt. Zusätzlich ist die Grenze an Knotenpunkten mit Bewegungssensoren, Minen und Wärmebildkameras gesichert. Die Barriere soll verhindern, dass verfeindete Pakistanis und Inder, die um die Region Kaschmir kämpfen, sich im Grenzgebiet gegenseitig umbringen. Doch bis heute kommt es trotz der Barriere zu Selbstmordanschlägen und Attacken, die viele Menschenleben fordern.
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8. „Demilitarisierte Zone“ – Nord- und Südkorea
Seit Ende des Koreakrieges im Jahre 1953 teilt eine 248 Kilometer lange und vier Kilometer breite Grenze die Halbinsel in die Länder Nord-und Südkorea auf. Die direkte Grenze wird durch einen Zaun, Stacheldraht, Wachtürme und Minen gesichert und ist die am stärksten befestigte Grenze der Welt. Zu ihren Seiten verläuft die demilitarisierte Zone, welche nur mit Genehmigung betreten werden darf. Offiziell befinden sich die beiden Länder bis heute im Krieg, aber die Koreaner hoffen weiterhin auf Einigkeit. Ihre Hoffnung drücken sie mit bunten Bändchen aus, die sie am Grenzzaun befestigen.
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9. „Grüne Linie“ – Zypern
Bis heute wird die Insel Zypern durch eine über 180 Kilometer lange Grenzanlage in eine türkische und eine griechische Hälfte geteilt. Diese entstand nach dem Zypernkonflikt im Jahre 1974 und wurde von UN-Blauhelmen bewacht. Seit 2003 gilt die Grenze offiziell als geöffnet, doch die unterschiedlichen Mauerabschnitte, Wachtürme und Barrikaden bestehen größtenteils bis heute. Zyperns Hauptstadt, Nikosia, ist somit bis heute geteilt.
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10. „Der Todesstreifen“ – Türkei und Syrien
Nach Beschluss des Flüchtlingsabkommens mit der Türkei fing Präsident Erdogan direkt an, seine Pläne zur „Eindämmung des Flüchtlingsstromes“ umzusetzen. Seit 2016 wird die 900 Kilometer lange Grenze zwischen Syrien und der Türkei nach und nach durch eine drei Meter hohe Betonmauer geschlossen. Durch eine eingebaute Selbstschussanlage und patrouillierende türkische Grenzschützer verwandelt sich die Grenze so in einen Todesstreifen.
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Von all diesen Beispielen kann man nur eines lernen: Mauern kosten Menschenleben, trennen Familien voneinander und sorgen für Leid und Elend. Eines tun sie definitiv nicht, nämlich die Probleme, die der Grund dafür sind, dass die Abgrenzungen ursprünglich errichtet wurden, zu lösen.
Wir berichten regelmäßig auf unserem Blog über die verschiedenen Konflikte zwischen dem neuen US-Präsidenten Trump und den Native Americans. Alle Beiträge im Überblick finden Sie hier: Indigener Widerstand gegen Trump
veröffentlicht: 27. Juli 2017
Autorin: Charlotte Honnigfort