„Unser Traum wird leben“ – Ashaninka-Gemeinde in Peru bekommt Landrecht anerkannt

Über die Anerkennung der Landrechte der Ashaninka-Gemeinschaft in Peru.

von Yvonne Bangert, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker; Foto: Pedro França/MinC

Manchmal wird man von Entscheidungen überrascht, an die man schon fast nicht mehr geglaubt hat. So ging es mir heute mit der Nachricht aus Peru, dass die Ashaninka-Gemeinde in Saweto endlich ihre Landrechte erhält. Nach 12 Jahren harten Ringens hat die Regionalregierung von Ucayali endlich den Landtitel der Gemeinschaft anerkannt. Das Gebiet war mehrfach in dieser langen Zeit Schauplatz von heftigen (Wort-)Gefechten. Vor allem der Holzhändler und Sägewerksbesitzer Hugo Sorio Flores, der mit illegal auf Ashaninka-Land geschlagenen Bäumen lukrativen Handel trieb, führte unerbittlich den Kampf gegen die Ashaninka-Gemeinde und ihren charismatischen Sprecher Edwin Chota. Das Wortgefecht gipfelte in Morddrohungen gegen Edwin Chota, weshalb der Ashaninka-Anführer den Holzfäller vor zwei Jahren ganz offiziell bei der Staatsanwaltschaft angezeigte. Doch der Staat konnte oder wollte ihn nicht schützen. Im September 2014 wurde Edwin Chota mit drei weiteren Mitstreitern auf einem einsamen Pfad im Regenwald ermordet. Haben die Ashaninka erst ihren führenden Kopf verloren, so die grausame Logik, dann werden sie ihre Ansprüche schon aufgeben.

Ein Ashaninka-Kind badet im Amônia-Fluss in Brasilien. Insgesamt gibt es ungefähr 70.000 Ashaninka, von denen ein kleiner Teil im brasilianischen Regenwald lebt. © Pedro França/MinC

Die Rechnung ging nicht auf. Ab Februar 2015 werden die Ashaninka von Saweto ganz offiziell die Besitzer von gut 78.600 ha Wald sein. Der internationale Druck nach der Ermordung des Ashaninka-Anführers war letztlich wohl doch größer als der Einfluss der Holzlobby um Hugo Sorio Flores. Dieses Signal macht alle jenen indigenen Gemeinschaften Mut, die noch auf die Anerkennung ihrer Ansprüche warten. 488 sollen es insgesamt sein – in 10 Regionen überall in Peru.

Es ist eine Tragödie, dass Edwin Chota diesen Erfolg nicht mehr erleben konnte. Doch seine Botschaft gilt nach wie vor: „Die Führer von heute werden eines Tages fort sein. Aber unser Traum wird leben, solange wir die Voraussetzungen schaffen für die Kinder, die uns nachfolgen.“

[Zur Autorin]

YVONNE BANGERT ist seit mehr als 30 Jahren für die GfbV in Göttingen tätig, zunächst als Redakteurin der Zeitschrift “pogrom“ und der Internetseiten, seit 2005 als Referentin für indigene Völker.

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