Einsatz für die Menschenrechte: Ein Interview mit der GfbV-Koordinatorin für Guatemala

Stephanie Brause ist ehrenamtliche Koordinatorin für Guatemala bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. Warum sie ausgerechnet Guatemala als Einsatzland gewählt hat und wie ihre Arbeit so aussieht, erzählt sie in diesem Interview.

Foto: Guatemala Human Rights Comission (GHRC)

Wie hast du von der Arbeit der GfbV erfahren?

Da ich mich seit einiger Zeit als Studienschwerpunkt mit indigenen Völkern beschäftige, bin ich irgendwann durch Zufall im Internet über die Homepage der GfbV gestolpert. Daraufhin habe ich mich für ein Praktikum beworben. Ich war vier Monate im Referat für Indigene Völker und hatte dadurch die Möglichkeit, die GfbV genau kennenzulernen.

Warum interessierst du dich besonders für Guatemala?

Nach dem Abitur bin ich für sechs Monate nach Guatemala gegangen, um Spanisch zu lernen und als Freiwillige zu arbeiten. Erst habe ich in einem Kindergarten gearbeitet und danach bin ich in ein Krankenhaus für unterernährte Säuglinge gewechselt. Dort habe ich nachts gearbeitet, Babys gefüttert, gewindelt und sie in den Schlaf geschaukelt. Ich lebte danach noch in weiteren lateinamerikanischen Ländern, aber Guatemala hat mich einfach nicht mehr losgelassen. Also begann ich mich intensiver mit der Geschichte und der Situation im Land auseinanderzusetzen. Dabei bemerkte ich, dass die Lage der Menschenrechte prekär ist und ich fing an, mich ehrenamtlich für Guatemala zu engagieren.

Ein Protestplakat in der Gemeinde La Puya mit der Aufschrift: „Ja zum Leben, Nein zum Bergbau“. Die indigene Gemeinschaft kämpft dort gegen die Pläne, eine Mine zu eröffnen. Der Bergbau hätte Verschmutzung und Giftstoffe zur Folge. Foto: Stephanie Brause

Was machst du so als Koordinatorin?

Prinzipiell alles, was mir so einfällt und in das Mandat der GfbV passt. Im Moment befinde ich mich noch am Anfang meiner Koordinatorenlaufbahn und beginne erst, mir meinen Arbeitsbereich zu schaffen. Bisher schreibe ich Texte über meine Erfahrungen in Guatemala oder aktuelle Entwicklungen im Land, die dann auf dem GfbV-Blog veröffentlicht werden. Momentan arbeite ich daran, ein neues Hilfsprojekt in den Föderverein für bedrohte Völker zu bringen. Wenn das geschafft ist, werde ich mich darum kümmern, in Zusammenarbeit mit den Regionalgruppen Spendenaktionen durchzuführen. Ein anderes Projekt ist die Übersetzung von Texten einer indigenen Kolumnistin aus Guatemala, um ihr die Möglichkeit zu geben, auch hier in Deutschland zu Wort zu kommen. Ein Bericht über Bergbaukonflikte in Guatemala ist ebenfalls in Arbeit. Aber es gibt noch viel mehr Möglichkeiten: Vorträge halten, Sprechertouren organisieren, Aktionen planen, Brief- und E-Mail-Proteste starten, Lobbygespräche führen, Fundraising, Ausstellungen konzipieren uvm. Dabei stehe ich natürlich nicht alleine da, sondern kann immer auf die Unterstützung der MitarbeiterInnen der GfbV zählen.

Musst du für deine Arbeit immer vor Ort sein?

Nein, die Arbeit kann problemlos von zu Hause oder jedem anderen Ort erledigt werden. Ich brauche nur einen Computer mit Internetzugang und schon kann ich Texte schreiben und via E-Mails Kontakt mit der GfbV und MenschenrechtsverteidigerInnen aus Guatemala halten. Falls sich allerdings die Gelegenheit ergibt, nach Guatemala zu reisen, ergreife ich sie sofort. Erst kürzlich war ich auf einer Delegationsreise zum Thema Menschenrechte. So konnte ich viele Kontakte zu MenschenrechtsaktivistInnen vor Ort knüpfen und mein Netzwerk weiter ausbauen.

Stephanie mit den TeilnehmerInnen einer Delegation der Guatemala Human Rights Comission (GHRC) und den Xinca-Frauen von AMISMAXAJ in ihrem Organisationshaus. Foto: GHRC

Alle unsere Koordinatoren arbeiten ehrenamtlich. Wie schaffst du das neben deinem Studium?

Der Zeitaufwand beläuft sich bei mir auf einige Stunden pro Woche. Mal mehr, mal weniger. Aber wieviel Zeit man als KoordinatorIn für seine ehrenamtliche Arbeit investiert, bleibt einem selbst überlassen. Ich tendiere manchmal dazu, mir zu viel vorzunehmen. Dann nehme ich mir einfach eine kleine Auszeit und kann danach mit neuem Elan an die Umsetzung meiner Pläne gehen.

STEPHANIE BRAUSE ist seit 2014 ehrenamtliche Koordinatorin für Guatemala bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. Sie studierte im Bachelor Lateinamerika- und Altamerikastudien. Nun ist sie mitten in ihrem Master of North and Latin American Studies. Als Koordinatorin für Guatemala setzt sie sich für die Rechte der indigenen Gemeinschaften im Land ein.

Interview: Michaela Böttcher

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