Neue Rohingya-Boatpeople vor Thailand und Malaysia

Nahezu 100 neue Bootsflüchtlinge der muslimischen Minderheit der Rohingya haben am 8. März 2010 Thailand erreicht, berichtete Kaladan Press am 10. März 2010. Sie wurden von thailändischer Marine aufgegriffen, die sie daran hinderte an Land zu gehen. Weiteren Zeitungsberichten zufolge (wie etwa von CNN oder Phuket Wan) handelte es sich um 93 männliche Flüchtlinge zwischen 16 und 50 Jahren. Die Militärs versorgten die Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln, Treibstoff und anderen Hilfsgütern um sie anschließend aus den thailändischen Hoheitsgewässern zu verjagen. Thailand bleibt zu Vorwürfen stumm. Tage später erreichte das Boot schließlich die rettende Küste Malaysias. In der Nähe der Insel Langkawi wurden die Rohingya von malaysischer Marine gefunden. Sie sollen der UN-Flüchtlingsbehörde übergeben werden, hieß es in The Straits Times, einer Zeitung Singapurs.

Von Myriam Pechan

In einem überfüllten Holzboot zusammengedrängt, brachen die Rohingya-Bootsflüchtlinge am 28. Februar von Cox’s Bazar District, Bangladesh auf. Einer von ihnen starb auf See. Zwei weitere Boote haben Bangladeshs Küste in der letzten Februar-Woche Richtung Malaysia oder Indonesien verlassen. Die Flucht über Land wird für die verfolgte Minderheit aus Burma immer gefährlicher: Eine zunehmende Militarisierung der Grenze zwischen Burma und Bangladesh sowie der Bau eines Grenzzauns kesseln die Rohingya zunehmend ein. Auch in Bangladesh, dem Zufluchtsort von über 200.000 Rohingya aus Burma, sehen sie sich von wachsender Feindseligkeit, Gewaltbereitschaft, Abschiebungen und einer Hungersnot bedroht. Daher nehmen immer mehr Rohingya aus Burma und Bangladesh die hohen Risiken, die eine Flucht über den Seeweg über die bengalische Bucht birgt, auf sich.

Vor mehr als einem Jahr machten die Rohingya-Bootsflüchtlinge weltweit Schlagzeilen: Hunderte fanden den Tod oder galten als vermisst, nachdem thailändische Militärs rund 1.000 geschwächte Bootsflüchtlinge vor der thailändischen Küste gefangen genommen, misshandelt und sie dann ohne ausreichende Lebensmittel ins offene Meer zurückgetrieben hatten. Die indische und indonesische Küstenwache konnten hunderte von ihnen retten. Heftige internationale Kritik brandete gegen das unmenschliche Verhalten der thailändischen Marine auf. Die Vorwürfe wurden von Thailand zurückgewiesen. Erst als Amateurvideos und Fotos auftauchten, welche die Verbrechen bezeugten, ordnete Premierminister Abhisit Vejjajiva eine Untersuchung der Angelegenheit an.

Mehr zu den aktuellen Bootsflüchtlingen siehe auch die GfbV-Pressemitteilung vom 15. März 2010 sowie den CNN-Videobericht.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) reagierte auf die Meldungen unmittelbar mit einem Fax an den Generalsekretär der südostasiatischen Staatengemeinschaft (ASEAN). Das Schreiben enhielt den dringenden Appell an die ASEAN, bei ihrem kommenden Gipfeltreffen in Hanoi Anfang April gemeinsam Maßnahmen zum Schutz der Rohingya-Flüchtlinge auszuarbeiten.

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